Rücken- und Kreuzschmerzen (Lumbalgie) Medizinisches Wissensnetzwerk evidence.de der Universität Witten/Herdecke Autoren, Quellen, Hintergründe, Gültigkeitsdauer, Impressum und Copyright dieser Leitlinie: Rückenschmerz-Quellen 1. Version 02/2002 Diese Patientenleitlinie richtet sich an Patienten mit neu aufgetretenen oder wiederkehrenden Schmerzen im unteren Bereich des Rückens. Sie soll helfen Ursachen, Beschwerden, Untersuchungen und Behandlungsmöglichkeiten besser zu verstehen. Außerdem soll das eigene Engagement der Betroffenen gestärkt werden: denn es gibt vieles, was Sie selber tun können, um
Diese Patientenleitlinie wurde von Ärzten des medizinischen Wissensnetzwerks evidence.de der Universität Witten/Herdecke erstellt und wird regelmäßig aktualisiert. Starke Schmerzen sind nicht nur unangenehm, sondern auch beunruhigend. Man möchte wissen, was "dahinter steckt“ und fürchtet vielleicht, dass es sich um eine gefährliche Erkrankung handeln könnte. Glücklicherweise ist dies bei Rückenschmerzen nur sehr selten der Fall. In den meisten Fällen werden die Probleme durch Ungleichgewichte im Zusammenspiel zwischen den Muskeln und Sehnen ausgelöst und verschwinden von selbst wieder. Meistens hilft Bewegung, sofern die Schmerzen dies zulassen. Rückenschmerz bedeutet nicht Rückenschaden. Vertrauen Sie darauf, dass Ihr Rücken wieder fit werden kann. Die wichtigste Regel: Werden Sie so aktiv wie möglich! Denn Bewegung stärkt Ihren Rücken, verkürzt die Schmerzattacken und verringert das Risiko für ein Wiederauftreten der Beschwerden. Die Inhalte dieser Leitlinie wurden von einem unabhängigen Expertenteam anhand wissenschaftlicher Studien erstellt und regelmäßig aktualisiert. Eine Liste der zu Grunde liegenden Studien finden Sie unter Rückenschmerz-Quellen. Um den Text lesefreundlich zu gestalten, verzichten wir auf die Benennung von Berufen sowohl in weiblicher wie auch in männlicher Form. Wenn also vom "behandelnden Arzt" die Rede ist, meinen wir damit stets die Ärztin wie auch den Arzt. Gliederung der Kapitel:
"Lumbago“, "Hexenschuss“, "Ischias“, "es im Kreuz haben“ oder Beschränken sich die Schmerzen auf den unteren Rücken, ohne ins Bein auszustrahlen, nennt Ihr Arzt das z.B. Lumbago, Lendenwirbelsäulen (LWS) -Syndrom, idiopathische (unklare) oder unspezifische (keiner bestimmten Ursache zuzuordnende) Rückenschmerzen.
Anhand dieses Abschnitts können Sie sich ein Bild der Wirbelsäule machen. Überlegungen zu Schmerzentstehung und Behandlung sind dann leichter nachzuvollziehen. Unsere Wirbelsäule ist wie ein doppeltes S geschwungen. Sie besteht aus harten und weichen Elementen. Die 24 gegeneinander beweglichen Knochen, die Wirbelkörper, umschließen und schützen das Rückenmark wie eine gelenkige Röhre. Am oberen Ende der Wirbelsäule sitzt der Schädel, am unteren Ende das Becken. Das Rückenmark selbst besteht aus Nervengewebe. Es liegt in der knöchernen Wirbelkörper-Röhre. Vom Rückenmark aus ziehen Nerven in alle Bereiche des Körpers. Die gegeneinander beweglichen Wirbelkörper werden von zahlreichen Muskeln und festen Bändern zusammengehalten - wie ein Zelt, das aus weichen (Zeltplane) und harten (Zeltstangen) Elementen besteht und seine Stabilität und Sturmfestigkeit erst durch die Seile erhält, mit denen es verspannt ist. Die Bandscheiben sorgen dafür, dass die Wirbelsäule gleichzeitig stabil und beweglich ist (siehe 1.3). Viele Patienten glauben, dass die Wirbelsäule sehr empfindlich sei und bei Bewegungsübungen Nerven eingeklemmt würden. Deswegen schonen sie ihren Rücken, wenn er schmerzt. Diese Sorge ist verständlich aber normalerweise unberechtigt, denn das ausgeklügelte Zusammenspiel von Knochen, Bändern und Muskeln sorgt dafür, dass die Wirbelsäule zwar beweglich, aber trotzdem extrem belastbar ist!
Die Bandscheiben liegen wie "Stoßdämpfer“ zwischen den einzelnen Wirbelkörpern. Sie berühren das Rückenmark jedoch nicht. Bänder, Muskulatur und Bandscheiben sorgen dafür, dass die Wirbelsäule gleichzeitig stabil und beweglich ist.
Bei einem Bandscheibenvorfall bewegt sich meistens nicht die Bandscheibe selbst, sondern es kommt zu einem Austritt von Gallertmasse aus dem Kern, die auf die Rückenmarksnerven drücken kann. Wie unter 1.1 beschrieben, ziehen viele Nerven vom Rückenmark aus in alle Bereiche des Körpers. Der dickste und längste von ihnen wird Ischias-Nerv (Nervus ischiadicus) genannt. Der Ischias-Nerv reicht von der Lendenwirbelsäule bis zum Fuß. Wird er im Bereich der Wirbelsäule "gereizt“, empfinden die Betroffenen dies möglicherweise als Schmerz, Kribbeln oder Schwäche des Beines bzw. des Fußes (siehe 3.2). Tritt nach einer bestimmten Bewegung ein plötzlicher, stechender Schmerz im Kreuz auf, so spricht man von Hexenschuss. Ausgelöst wird er meist durch alltägliche Bewegungen wie Heben, Drehen oder Bücken bzw. Aufrichten. Häufig können die Betroffenen ihren Rücken nicht mehr strecken. Die Schmerzen strahlen meistens jedoch nicht ins Bein aus. Ein Hexenschuss wird nur selten durch einen Bandscheibenvorfall ausgelöst.
Viele Patienten haben die Vorstellung, dass ihre Rückenschmerzen durch eine "Nervenentzündung“ entstanden sind. Der Mediziner versteht unter Entzündung meist einen Vorgang, der durch Bakterien- oder Virenbefall ausgelöst wird. Das ist bei unkomplizierten Rückenschmerzen nicht der Fall. Ursache ist vielmehr eine Reizung der Nerven durch umliegende, verspannte Muskeln. Mit Verschleißerscheinungen sind Abnutzungserscheinungen der Wirbelkörper-Knochen gemeint. Ab einem gewissen Alter sind Verschleißerscheinungen bei fast allen Menschen zu finden. Verschleiß kann, muss aber nicht zu Rückenschmerzen führen. Bei der Osteoporose, die überwiegend Frauen betrifft, nimmt die "Knochenmasse" ab. Dadurch nimmt die Höhe der Wirbelkörper ab, was zu erheblichen Rückenschmerzen führen kann. Eine Skoliose ist eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule, die oft bei Jugendlichen gesehen wird. Vielfach wird eine Skoliose aber auch erst im Erwachsenenalter entdeckt, weil dann als Folge der Fehlbelastung Rückenschmerzen auftreten. Eine Skoliose, die Schmerzen verursacht, sollte vom (Fach-) Arzt behandelt werden.
Grundlage für den vorangehenden Abschnitt: Quellen [7, 8, 10]
Abhängig davon, ob die Schmerzen im Hals (zervikal), in der Brust (thorakal) oder im Lendenbereich (lumbal) auftreten, sprechen die Ärzte von Zervikal-, Thorakal- oder Lumbalsyndromen. Wie diese Schmerzen entstehen, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. In allen Bereichen des Körpers befinden sich Schmerzfühler, so genannte Schmerzrezeptoren. Sie reagieren auf unterschiedliche Reize wie beispielsweise Druck, Hitze, Kälte oder körpereigene chemische Substanzen, die Schmerzmediatoren. Bei einer Gewebeschädigung oder Entzündung werden diese Schmerzmediatoren oder Schmerzrezeptoren aktiviert. Gleichzeitig bilden sich schmerzverstärkende Substanzen, welche die Empfindlichkeit der Schmerzrezeptoren stärken. Schmerzreize gelangen über Nervenbahnen zunächst ins Rückenmark und von dort weiter ins Gehirn, wo sie von mehreren Zentren (z.B. Gedächtnis) weiterverarbeitet bzw. gespeichert werden. Höchstwahrscheinlich werden Rückenschmerzen in den meisten Fällen durch Muskelverspannungen ausgelöst. Den Ablauf der Schmerzentstehung kann man am ehesten so erklären: Verspannte, harte Muskeln können in der Nähe liegende Nerven "reizen“. Das empfinden wir als Schmerz. Werden die Teile eines Nervs "gereizt“, die für entfernte Bereiche verantwortlich sind, können die Schmerzen z.B. bis ins Bein ausstrahlen (siehe 1.4). Seltener "drückt“ eine verschobene Bandscheibe (siehe 1.3) auf den Nerv. Bandscheiben können sich veranlagungs-, alters- oder belastungsbedingt in ihrer Beschaffenheit verändern. Durch diese Veränderung können sie sich verformen und ihrerseits Nerven "reizen“. Aber: Es findet sich häufig kein Zusammenhang zwischen Verschleißerscheinungen oder der Beschädigung einer Bandscheibe und den Schmerzen des Patienten. Anders ausgedrückt: Es gibt Menschen, die trotz massiver Abnutzungszeichen der Wirbelsäule und der Bandscheiben keine Schmerzen haben, während andere bei leichten oder gar keinen Veränderungen sehr starke Schmerzen empfinden (siehe 1.3). Rückenschmerzen sind also individuell sehr unterschiedlich und nur schwer nach einheitlichen Maßstäben messbar. Ein schmerzender Rücken führt oft in einen Teufelskreis: Um die Schmerzen zu verringern, verspannt sich die Muskulatur, bis die Wirbelsäule "schief“ steht. Dadurch wird die andere Rückenseite belastet, die Muskeln verspannen sich und der Rücken schmerzt nun auch auf der bisher schmerzfreien Seite. Schließlich können sogar die Hüften wegen des schiefstehenden Beckens schmerzen. Grafik: Teufelskreis bei akuten Rückenschmerzen Wenn dieser Teufelskreis einmal eingesetzt hat, ist der Grund seiner Entstehung nicht mehr so wichtig, denn die Behandlung ändert sich dadurch nicht. Durch eigenes Engagement können Sie viel dazu beitragen, diesen Mechanismus zu durchbrechen: Lassen Sie sich nicht von Ihrem Schmerz leiten, sondern übernehmen Sie das Kommando! Bewegen Sie sich im Alltag (Treppe statt Fahrstuhl...), werden Sie fit, treiben Sie Sport!
Muskelverspannungen entstehen zum Beispiel nach regelmäßiger Fehlhaltung oder einseitigen Belastungen der betroffenen Körperteile. Andere Faktoren sind: Bewegungsmangel, Übergewicht, sitzende Tätigkeit. Auch falsche Hebetechniken – z.B. etwas heben und tragen mit gebeugtem Rücken – und körperliche Schwerarbeit belasten den Rücken. Stress, familiäre oder berufliche Probleme und seelische Belastungen können zu einer permanenten inneren Anspannung führen, die auch zu einer Verspannung der Muskulatur führen können. Eine längere Bettruhe wird das Ungleichgewicht zwischen verspannten und nicht verspannten Muskeln nur verstärken. Daher ist es besser, die Muskulatur des Rückens durch Bewegung und ggf. Sport zu kräftigen und zu stärken.
Rückenschmerzen sind häufig: drei von vier Deutschen leiden mindestens einmal im Leben
daran. Rückenschmerzen sind mit einem Anteil von 5-10 Prozent die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeiten (Krankschreibungen).
Man unterscheidet zwischen akuten (nicht länger als sechs Wochen andauernden) und chronischen (länger als sechs Wochen andauernden) Rückenschmerzen. Wie unter 1.1 beschrieben, verschwinden die akuten unkomplizierten Rückenschmerzen bei den meisten Patienten nach etwa zwei Wochen wieder. Lediglich einer von zehn Betroffenen hat nach sechs Wochen noch Beschwerden. Es kann jedoch passieren, dass Sie nach einigen Wochen, Monaten oder Jahren erneut Rückenschmerzen bekommen. Genau wie die erste, sind auch alle folgenden Schmerzattacken unangenehm aber normalerweise ungefährlich. Auch wiederkehrende Schmerzen bedeuten nicht, dass Ihr Rücken dauerhaft geschädigt ist. Um wiederkehrenden Schmerzattacken vorzubeugen, sollten Sie sich regelmäßig bewegen. Es ist sinnvoll, die gelernten Bewegungsübungen, die Bewegung im Alltag oder die angefangene Sportart weiterzuführen, auch wenn es Ihnen wieder gut geht.
Wie der Name "Kreuzschmerzen“ (in der Nähe des Kreuzbeins) schon sagt, betreffen die Schmerzen den unteren Rücken. Sie können sich plötzlich "von der Hexe geschossen“ oder allmählich entwickeln. Häufig verstärken sie sich bei bestimmten Bewegungen oder Fehlhaltungen. Oft sind sie so stark, dass eine schlimme Erkrankung als Ursache vermutet wird, was jedoch nur sehr selten der Fall ist (siehe 1.1-1.4 und 2.2). Manchmal strahlen die Schmerzen bis in das Bein aus.
Starke Schmerzen sind nicht nur unangenehm, sondern auch beunruhigend. Man möchte wissen, was "dahinter steckt“ und vermutet, dass es sich um eine ernsthafte Erkrankung handeln könnte. Glücklicherweise ist dies bei Rückenschmerzen nur sehr selten der Fall. Neun von 10 aller akut aufgetretenen Rückenschmerzen verschwinden von selbst wieder. Nur bei einem von 10 Patienten halten die Schmerzen länger als sechs Wochen an (chronische Rückenschmerzen = länger als sechs Wochen Schmerzen ohne Unterbrechung). In nur 5 von 1000 Fällen steckt eine ernsthafte Ursache dahinter. Behandlungsbedürftige Ursachen machen sich fast immer durch bestimmte Warnhinweise bemerkbar. Treten solche Warnhinweise auf, sollten Sie umgehend einen Arzt aufsuchen! Warnhinweise (Red Flags):
Bei neu aufgetretenen Rückenschmerzen sollten Sie zum Arzt gehen. Durch eine Meist kann auf eine Röntgenaufnahme verzichtet werden. Röntgenbilder werden nur verordnet, wenn sie unbedingt nötig sind, denn ein Übermaß an Röntgenstrahlung ist schädlich. Die medizinisch verursachte Strahlenbelastung in der deutschen Bevölkerung liegt im internationalen Vergleich ziemlich hoch. Dies ist vermutlich auf die vermehrte Anwendung der strahlenintensiven Computertomographie (CT) zurückzuführen. Deshalb sollten Röntgenuntersuchungen grundsätzlich zurückhaltend eingesetzt werden, sie liefern auch bei Schmerzen, die erst seit kurzem bestehen, meistens keinen zusätzlichen Nutzen. Wenn Hinweise für komplizierte Rückenschmerzen bestehen (siehe 3.2), oder nach vier bis sechs Wochen die Schmerzen noch unverändert oder stärker sind, werden meist weiterführende bildgebende Untersuchungsmethoden eingesetzt. Mögliche Untersuchungsmethoden sind: Bei MRT und CT werden Sie in eine "Röhre“ geschoben. Hier entsteht durch Magnetfelder
(MRT) oder Röntgenstrahlen (CT) im Computer ein Bild Ihrer Wirbelsäule. Röntgenfachärzte (Radiologen) beurteilen das Bild. Auf dieser Grundlage kann Ihr Arzt dann gemeinsam mit Ihnen über weitere Maßnahmen entscheiden.
Die beste Behandlung können Sie selbst durchführen: Bleiben Sie in Bewegung!
Wenn die Schmerzen sehr stark sind, kann es sinnvoll sein, für eine bestimmte Zeit ein Schmerzmittel einzunehmen. Es kann helfen, den Teufelskreis der Schmerzentstehung (2.1) zu durchbrechen. Es dämpft die Schmerzen und hilft Ihnen möglichst schnell wieder auf die Beine und in Bewegung zu kommen. Die Schmerzmitteleinnahme sollten Sie mit Ihrem Arzt absprechen. und ähnlich wirkende Stoffe können zur Linderung von Rückenschmerzen empfohlen werden (siehe 6). Wenn aus gesundheitlichen Gründen Bedenken gegen diese Medikamente bestehen, können Muskelrelaxantien (muskelentspannende Medikamente) als "Ersatz“ eingenommen werden. Wissenswertes zu Tabletten und Spritzen Generell sollen Schmerzmittel akute Schmerzzustände überbrücken und Ihnen helfen, möglichst schnell wieder in Schwung zu kommen. Sie sind jedoch keine Dauerlösung! Paracetamol ist – richtig dosiert – ähnlich gut wirksam wie die anderen Medikamente, hat aber weniger Nebenwirkungen. Bedenken Sie, dass auch starke Schmerzmittel nicht immer absolute Schmerzfreiheit bewirken können. Spritzen: Schmerzmittel (intramuskulär) zu spritzen bietet gegenüber Tabletten keine Vorteile, birgt aber das Risiko zusätzlicher Nebenwirkungen. Manche Mittel (meist Kortison) können direkt "in den Rücken" gespritzt werden. Allerdings sollte diese Therapie bei einem Facharzt und nicht über einen zu langen Zeitraum erfolgen. Um größtmögliche Schmerzfreiheit zu erreichen, sollten Sie das Schmerzmittel regelmäßig einnehmen (Menge und Häufigkeit laut Beipackzettel) und nicht erst, wenn der Schmerz besonders stark geworden ist. So können Sie aktiv bleiben und eine Verstärkung der Schmerzen in vielen Fällen verhindern. Einige der Medikamente (z.B. Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen u.a.) können, besonders bei längerem Gebrauch, zu Magenblutungen führen. Bei Zeichen für eine Magenblutung, z.B. schwarzen Stuhl, sollten Sie die Medikamente nicht mehr einnehmen und Ihren Arzt aufsuchen.
Wärme wird von vielen Patienten als angenehm empfunden. Die muskelentspannende Wirksamkeit von Wärme bei Rückenschmerzen konnte auch wissenschaftlich bestätigt werden. Der einfachste Weg den Rücken warm zu halten, ist winddichte, warme Kleidung. Auch wenn es nicht immer zur Witterung (und zur Mode) passt: Ein dickes langes Unterhemd hält Sie warm. Wärme kann auch von außen (Badewanne, Sauna, Heißluft, Kurzwellenbehandlung, feuchtheiße Wickel, Fango-Packungen, Rotlicht) oder über durchblutungsfördernde Maßnahmen (Rheumasalben oder (ABC-) Wärmepflaster) zugeführt werden. Bei vielen der aufgeführten Maßnahmen kommen beide (von außen zugeführte und durchblutungsfördernde) Wirkprinzipien zusammen. Beachten Sie bitte: Rheumasalben oder (ABC-) Wärmepflaster können unter Umständen allergische Hautreaktionen verursachen; Rotlicht oder Heizkissen führen bei unsachgemäßem Gebrauch zu Verbrennungen. In der Anfangsphase können möglicherweise auch Kälteanwendungen gut tun.
Chirotherapie, Massage, Standardisierte Schulungsprogramme (Rückenschule), Krankengymnastik, Akupunktur, Transkutane elektrische Nerven-Stimulation (TENS), Psycho-/Verhaltenstherapie, Bettruhe, Operationen, Korsettbehandlung. Osteopathie/Chirotherapie (Einrenken) Bettruhe Wenn eine Bettruhe unumgänglich ist, sollten Sie spätestens nach zwei Tagen wieder aufstehen und sich bewegen. Ein Schmerzmittel kann Ihnen helfen, wieder in Schwung zu kommen. Sie sollten nach möglichst kurzer Zeit genauso aktiv oder aktiver sein als vor dem Beginn der Schmerzen. Wenn Sie sich vorher wenig bewegt haben, fangen Sie spätestens jetzt damit an. Nutzen Sie alltägliche Gelegenheiten, um fit zu werden. Benutzen Sie die Treppe und nicht den Fahrstuhl, fahren Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit, legen Sie kürzere Strecken zu Fuß und nicht mit dem Auto zurück. Ihr gestärkter und gesunder Rücken wird es Ihnen danken! Massage Standardisierte Schulungsprogramme (Rückenschule) Krankengymnastik Akupunktur Die bisherigen Untersuchungsergebnisse zur Akupunktur bei Rückenschmerzen sind noch nicht einheitlich. Einige Studien zeigen, dass Akupunktur bei chronischen Rückenschmerzen ebenso wirksam ist wie die bisher übliche Behandlung (Medikamente, Bewegung). Eine große deutsche Studie (Gerac-Studie) fand keinen Unterschied zwischen "richtiger" und "Schein"-Akupunktur" – beides war gleichermaßen wirksam. Aber es gibt auch Studien, die keine Wirksamkeit der Akupunktur finden. Für akute Rückenschmerzen liegen noch gar keine eindeutigen Ergebnisse vor. Akupunktur kann manchen Patienten nützen, bis ihre Wirksamkeit bei Rückenschmerzen jedoch erwiesen ist, sind noch weitere Untersuchungen nötig. Transkutane elektrische Nerven-Stimulation (TENS) Die Reizstrombehandlung kann in Verbindung mit anderen Maßnahmen, eine Behandlungsmöglichkeit bei chronischen Rückenschmerzen (also Schmerzen, die über sechs Wochen andauern) darstellen. Auch wenn diese Therapie individuell wirksam sein kann, ist ihre Wirkung bei akuten Rückenschmerzen bis jetzt noch nicht erwiesen. Psychotherapie Operationen Kann eine Operation nicht umgangen werden, gibt es drei Möglichkeiten. Dabei bedeutet Operation nicht immer die Entfernung einer Bandscheibe: Bei dem relativ neuen Verfahren der Intradiskalen Wärmeapplikation (IDET) wird über einen speziellen, sehr dünnen und biegsamen Schlauch Wärme (15 Minuten, ca. 40-60 °C) in die erkrankte Bandscheibe geleitet. Durch die Hitze zieht diese sich zusammen, was bei kleineren Bandscheibenvorfällen ausreicht, um die normale Form wieder herzustellen. Schmerzen können auch durch die so genannte Facettendenervierung behandelt werden. Hierbei wird eine dünne Metallnadel durch die Haut bis zu dem betroffenen Nerven vorgeschoben. Dann wird die Spitze erhitzt, was den Nerven wie mit einem Messerschnitt durchtrennt. Korsettbehandlung (Orthesen) Bewegung ist aber auf jeden Fall die bessere Alternative. Grundlage für den vorangehenden Abschnitt: Quellen [1, 3, 4, 8, 10,]
Auf Ihr Engagement kommt es bei der erfolgreichen Behandlung Ihres Rückens an! Stärken Sie Ihren Rücken durch Bewegung. Achten Sie dabei auf einen Wechsel zwischen Spannung und Entspannung. Versuchen Sie, Ihre alltäglichen Tätigkeiten möglichst schnell wieder aufzunehmen. Sie sollten sobald wie möglich körperlich mindestens wieder so aktiv sein wie vorher. Wenn Sie sich vorher nur wenig bewegt haben, dann fangen Sie spätestens jetzt damit an! Nutzen Sie alltägliche Gelegenheiten, um Ihren Rücken zu stärken: Natürlich ist es nötig, bei belastenden Tätigkeiten (schweres Heben und Tragen, langes Sitzen, einseitige Belastung) den Rücken zu schonen.
Zur Behandlung von Rückenschmerzen gibt es zahlreiche Medikamente. Die nachstehende Tabelle zeigt eine beispielhafte (nicht vollständige) Auswahl.
Gerade weil akute Rückenschmerzen so häufig sind, finden sich viele Bücher, Broschüren und Internetseiten zu diesem Thema. Die folgende Liste gibt nur einen kleinen Teil davon wieder. Bücher S. Tempelhof: Rückenschmerzen ganzheitlich behandeln. 2005, Gräfe & Unzer, ca. 12.90 € G. Leibold: Bandscheiben- und Rückenschmerzen , 2006 Goldmann, ca. 6.95 € W. Harter: Menschen in Bewegung, 2005 Deutscher Ärzte-Verlag, ca. 39,95 € H.-D. Kempf: Trainingsbuch Rückenschule , 2004 Rowohlt TB., ca. 9.90 € P. Nilges: Das Rückenbuch, 2000, DRK-Schmerz-Zentrum Mainz, Auf der Steig 14-16, 55131 Mainz, ca. 2,- € J. Fischer: Die 100 besten Tips für einen gesunden Rücken, 1998,Trias Verlag, ca. 10,- € G. Dreher-Edelmann: Gymnastik für die Wirbelsäule, 1999, Urban und Fischer, ca.25,- € E. Mattmann: Ischias! - Was tun? 1997, Verlag Hans Huber, ca. 25,- € Adressen Adressen von Selbsthilfegruppen und Patientenhilfen erhalten Sie über die: Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) Kontaktadressen Forum: Gesunder Rücken - besser Leben e.V. Aktion Gesunder Rücken e.V. DGymB - Deutscher Gymnastikbund DTB - Deutscher Turner Bund Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V. Bundesverband Skoliose-Selbsthilfe e.V. Links Patienteninformationen der Ärztlichen Zentralstelle für Qualitätssicherung (ÄZQ)
Gesundheitsinformation.de, Patienteninformationsseite vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: http://www.gesundheitsinformation.de Forum Schmerz (Rückenschmerzen) im Deutschen Grünen Kreuz Rückengymnastik bei Cyberdoktor.de Rehabilitation Medicine, Atlanta (engl.)
Low Back Exercise Guide der American Academy of Orthopaedic Surgeons (engl.) Bund deutscher Chiropraktiker e.V. Autoren, Quellen, Hintergründe, Gültigkeitsdauer,
| |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
|
Patientenleitlinien - Copyright © 2008 Medizinisches Wissensnetzwerk evidence.de der Universität Witten/Herdecke. |