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Leitlinie für Betroffene, Angehörige und Pflegende Vorbeugen und frühzeitiges Erkennen von Wundliegen (=Dekubitusprävention) Medizinisches Wissensnetzwerk evidence.de der Universität Witten/Herdecke Autoren, Quellen, Hintergründe, Gültigkeitsdauer, Impressum und Copyright dieser Informationen: Dekubitus-Quellen Diese Patientenleitlinie richtet sich an Patienten mit Dekubitus, deren Angehörige und Pflegende. Frühzeichen, Untersuchungen und Vorbeugemöglichkeiten werden beschrieben und erklärt. Die Patientenleitlinie soll eine Zusatzinformation bieten, die das Gespräch mit Ihrem Arzt nicht ersetzen kann. Sie soll helfen, Ihre Fragen zu Ihrer Krankheit, zur Entstehung der Beschwerden und zu Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten zu beantworten. Die entsprechende Fach-Information zu diesem Thema ist unter evidence.de für medizinische Berufsgruppen zugänglich. Gliederung der Kapitel:
1. Einleitung Diese Leitlinie richtet sich an Patienten, die gefährdet sind einen Dekubitus zu entwickeln und an deren Angehörige. Es soll hier nicht um die Behandlung, sondern um die Vorsorge und die frühzeitige Erkennung eines Dekubitus gehen. Hilfreiche Adressen und Links zur Behandlung finden Sie am Ende der Leitlinie.
Ein Dekubitus, auch Wundliegen, Druckbrand, Dekubitalulkus oder Druckgeschwür genannt (Mehrzahl: Dekubiti, Dekubitalulzera), ist eine chronische Wunde, die sehr unterschiedliche Größen erreicht und von den oberflächlichen Hautschichten über die tiefer liegenden Bindegewebsschichten bis hin zum Knochen reichen kann.
Bei der Entstehung der Wundfläche kommen unterschiedliche Faktoren zusammen: der Zustand der Haut, der Allgemeinzustand und die Mobilität (Beweglichkeit) des Patienten und zusätzlich Reibung, Scherkräfte und Druck, die auf die Haut einwirken. Ohne Druck kein Dekubitus! Wenn auf bestimmten Körperstellen über zu lange Zeit zu viel Gewicht lastet, werden die Haut und das darunter liegende Gewebe „gedrückt“. Dadurch kann das Blut in diesem Bereich nicht mehr ausreichend zirkulieren, das Gewebe wird nur noch unzureichend mit Sauerstoff versorgt und stirbt langsam ab. Schon die Benennung „Dekubitus“ (lat.: decumbere = sich niederlegen) und der deutsche Begriff „Wundliegen“ weisen auf die häufigste Ursache des Dekubitus hin: langes Liegen.
Man unterscheidet vier verschiedene Schweregrade des Druckgeschwürs:
Merken Sie sich vor allem das Frühzeichen: bleibende Rötung! Obwohl es oft keine oder nur wenig Beschwerden macht, kann sich daraus eine tiefe Wunde entwickeln.
Alte und unbewegliche Menschen Menschen mit Diabetes (Zuckerkrankheit) Weitere Risikofaktoren
3.2. Welche Körperstellen sind besonders gefährdet? Generell sind besonders die Körperstellen gefährdet, an denen die Haut direkt über dem Kochen liegt. Besonders sorgfältig und regelmäßig sollten folgende Stellen begutachtet werden: Fersen, Zehen, Knöchel, Knie, Beckenknochen, Kreuzbein, Wirbelvorsprünge. 3.3. Wann ist die Haut besonders angreifbar? An den Stellen, an denen die Haut direkt über dem Knochen liegt, ist selbst eine gut durchblutete und reizlose Haut gefährdet, wenn sie zu lange zu starkem Druck ausgesetzt ist (siehe 4). Besonders angreifbar wird die Haut jedoch, wenn sie durch Schweiß, Wundsekrete, Urin oder Stuhl ständig feucht ist. Die Hautfeuchtigkeit reizt und erweicht die Haut. So wird sie noch anfälliger für die Bildung eines Dekubitus. Eine gute Körperhygiene mit besonderer Berücksichtigung der schlecht belüfteten Hautstellen ist zur Vorbeugung eines Druckgeschwürs unbedingt notwendig. Auf gar keinen Fall darf zum Trocknen der Haut ein Fön verwendet werden, weil es aufgrund der oftmals vorhandenen Nervenschädigung (siehe 3.1) zu Verbrennungen kommen kann (der Schmerz wird nicht wahrgenommen!). 4. Zur täglichen Pflege
Richtiges Lagern und regelmäßiges Umlagern ist sehr wichtig. Dies gilt Besonders, wenn
einer der oben genannten Risikofaktoren (siehe 3) zutrifft. Das Umlagern kann durch druckverteilende Unterlagen und andere Hilfsmittel nicht ersetzt werden. Falls möglich, sollte der Patient möglichst viele Bewegungen eigenständig machen und sein
Körpergewicht günstig verteilen. Die ständige Ermunterung zur Bewegung ist ein wichtiger Teil der Prophylaxe. Wenn der Patient lange liegen musste und wieder mobiler werden soll, ist das Sitzen – zunächst auf der Bettkante und später im Stuhl – ein notwendiger Schritt. Es gibt aber leider noch keine Sitzkissen oder andere Hilfsmittel, die auch im Sitzen eine optimale Druckentlastung gewährleisten. Man gefährdet deswegen die empfindlichen Hautstellen weit mehr als im Liegen. Bei akuter Dekubitusgefahr gilt daher: nicht länger als zwei Stunden am Stück im Stuhl sitzen! Das Sitzverhalten sollte von Fachleuten beurteilt werden (zum Beispiel von Physio- oder Ergotherapeuten, Pflegefachkräften oder Ärzten, die Erfahrung im Umgang mit Dekubituspatienten haben).
Folgende Hilfsmittel sollten nicht eingesetzt werden: Wenn die Gefahr besteht, dass sich ein Druckgeschwür entwickeln könnte, sollten die Patienten nicht auf normalen Schaumstoffmatratzen liegen. Zu empfehlen sind Wechseldruckmatratzen und andere druckverteilende Matratzen. Für Patienten mit sehr hohem Risiko (zum Beispiel bei Langzeit-beatmeten Patienten auf Intensivstationen) bieten sich Niedrigdruckmatratzen (zum Beispiel Luftkissenbetten mit periodischer Druckentlastung) an. Ein Druckgeschwür zur Abheilung zu bringen, erfordert große Sorgfalt und Geduld. Auch danach besteht an der betroffenen Stelle für lange Zeit ein erhöhtes Risiko für das Wiederauftreten des Dekubitus.
6. Hilfreiche Adressen und Links Es gibt viele Bücher, Informationsbroschüren und medizinische Foren für Patienten, die sich mit dem Thema Dekubitus beschäftigen. Immerhin ist es ein sehr häufiges Krankheitsbild. Schätzungen aus den USA und Großbritannien sprechen davon, dass 6-10 Prozent der Krankenhauspatienten ein Druckgeschwür haben oder entwickeln. In den meisten Patienteninformationen geht es aber fast ausschließlich um die Behandlung und den Umgang mit schon bestehenden Druckgeschwüren. Die Behandlung solcher Wunden ist meist schwierig und langwierig. Um so wichtiger ist es, sie erst gar nicht entstehen zu lassen. Deswegen werden in dieser Leitlinie vorbeugende Maßnahmen angesprochen. Sie soll Patienten und Angehörigen helfen die Entstehung eines Dekubitus zu verstehen, und motivieren, vorbeugende Maßnahmen selber oder mit Hilfe Anderer durchzuführen. Antworten auf weitere Fragen zum Thema Dekubitus können Sie bei folgenden Institutionen, Adressen und Links suchen: Adresse der Deutschen Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e.V. (DGfW) Initiative Chronische Wunden (ICW) Deutsches Netzwerk für Qualitätssicherung in der Pflege (DNQP). Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege. Osnabrück 2002. http://www.dnqp.de/ExpertenstandardDekubitusprophylaxe.pdf Überarbeitete und neue Literatur: Dekubitus, eine Broschüre für Angehörige pflegebedürftiger Menschen. Zentrum für Geriatrie und Gerontologie, Sellhopsweg 18-22, 22459 Hamburg, 11/2003. Püllen R. Therapie des Decubius beim älteren Patienten. Z. Gerontol. Geriat. 2004, 37;
92-99 WOCN’s Evidence-Based Pressure Ulcer Guideline. ADVANCES IN SKIN & WOUND CARE. 2005, VOL.18 NO. 4, 204-08 Hess C.T. Care Tips for Chronic Wounds: Pressure Ulcers. ADVANCES IN SKIN & WOUND CARE 2004: 17; 477-479
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