Patientenleitlinie Vorbeugen und Früherkennen von Dickdarmkrebs (=Kolorektales Karzinom) 11/2005 Medizinisches Wissensnetzwerk evidence.de der Universität Witten/Herdecke Autoren, Quellen, Hintergründe, Gültigkeitsdauer, Impressum und Copyright dieser Informationen: Dickdarmkrebs-Quellen
Die Inhalte dieser Patientenleitlinie basieren auf Leitlinien für Ärzte. Gliederung der Kapitel: 1. Sie sind gesund: 2. Sie sind gesund, aber haben ein erhöhtes Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken: 3. Sie leiden an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (Morbus Crohn oder
Colitis ulcerosa):
1-A. Was können Sie tun, um das Auftreten von Dickdarmkrebs zu verhindern? Ernähren Sie sich möglichst ausgewogen und überlegen Sie, ob Sie Ihren Konsum an Fleisch und Fett verringern können. Versuchen Sie, den Anteil an ballaststoffhaltiger Nahrung zu erhöhen: z.B. indem Sie täglich zwei Portionen („Handvoll“) Obst und drei Portionen („Handvoll“) Gemüse zu sich nehmen. 1-B. Welche Untersuchungen werden empfohlen, um Dickdarmkrebs rechtzeitig zu erkennen? Es gibt gute Gründe, auch gesunden Menschen eine Früherkennungsuntersuchung für Dickdarmkrebs zu empfehlen. Je früher der Krebs oder vorangehende Wucherungen der Darmschleimhaut erkannt werden, desto besser sind die Heilungschancen.
1. Der Test auf unsichtbares Blut im Stuhlgang (fäkale, okkulte Bluttestung = FOBT). 2. Die Sigmoidoskopie.
3. Die komplette Dickdarmspiegelung (Koloskopie). Die drei Untersuchungen FOBT-Test, Sigmoidoskopie und komplette Dickdarmspiegelung sind also sinnvoll zur Früherkennung des Dickdarmkrebses oder gutartiger Veränderungen, die unter Umständen einem Dickdarmkrebs vorausgehen können. Der FOBT-Test ist die einfachste, aber auch unsicherste Untersuchung und muss jedes Jahr wiederholt werden. Die Koloskopie ist die aufwändigste, aber auch die aussagekräftigste Untersuchung und muss daher nur alle zehn Jahre wiederholt werden. Besprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, welche Früherkennungsmethode für Sie in Frage kommt. Wenn Sie sich genauer über die Durchführung der Untersuchungen informieren möchten, lesen Sie bitte unter Punkt 1-C weiter. 1-C. Wie laufen diese Untersuchungen ab? 1-C-A. FOBT-Test, z.B. Hämoccult-Test So bereiten Sie sich auf den Test vor: Sie erhalten sodann einen Umschlag mit drei Testbriefchen und neun Spateln zur Stuhlprobenentnahme sowie eine Patienteninformation mit erklärendem Bildtext. Benutzung der Testbriefchen:
Im Gegensatz zur kompletten Darmspiegelung (Koloskopie) werden bei der Sigmoidoskopie lediglich Enddarm (Rektum) und Krummdarm (Sigma) untersucht. Für diese Untersuchung ist meist keine besondere Vorbereitung notwendig. Vor der Untersuchung (gehen Sie zu Hause oder in der Praxis zur Toilette) sollten Sie versuchen, den Darm zu entleeren. Dann wird kurz vor der Untersuchung eine Darmreinigung mit einem Einlauf durchgeführt. Häufig wird die Sigmoidoskopie auch als Rektosigmoidoskopie bezeichnet, weil bei der Untersuchung der Enddarm mitbeurteilt werden kann. Da die unterschiedlichen Begriffe auch von Medizinern nicht immer eindeutig verwendet werden, hier nochmals eine kurze Erläuterung: Proktoskopie: Nur die letzten 6 cm des Enddarms und des Analkanals können eingesehen werden. Diese Untersuchung wird von Ärzten meist zur Beurteilung von Hämorrhoiden eingesetzt. Rektoskopie: Spiegelung des Enddarms (Rektum oder Mastdarm). Diese beiden Untersuchungen sind für die Krebsvorsorge nicht geeignet, da ein großer Teil des Darms nicht mit untersucht wird. Sigmoidoskopie: Untersuchung des Darms bis zum Sigma (Krummdarm). Koloskopie: Komplette Darmspiegelung. 1-C-C | |||||||||||||||||||
1-C-C. Koloskopie / Darmspiegelung Inhalt: Die endoskopische Untersuchung des Darms mit flexiblen Geräten ist eine in der Medizin seit Jahrzehnten verbreitete sichere Untersuchungsmethode. Das Koloskop ist ein flexibler “Schlauch” der in seiner Spitze von außen lenkbar ist. Zum Bedienungsteil gehört auch der Einführstutzen des Arbeitskanals, über den Zusatzinstrumente (4) zur Gewebeentnahme oder kleine chirurgische Eingriffe im Schlauchinnern eingeführt werden können. Über den Gerätestecker (2) ist das Gerät mit der Lichtquelle verbunden, dort befindet sich auch der Anschluss an einen Rechner, der die Bildübertragung auf einen Monitor ermöglicht. Anatomie, Beschaffenheit des Darms: In der Abbildung ist der Verdauungsweg dargestellt. Die aufgenommene Nahrung passiert Speiseröhre (1) und Magen (2) und wird dann in wellenförmigen Bewegungen
(Peristaltik) in den Dünndarm vorwärts transportiert (3). Hier wird den Speisen ein großer Teil der Nährstoffe entzogen. Auf dem Weg durch den Dickdarm (4) wird der Darminhalt langsam eingedickt und ausgeschieden. Indikation, Gründe für die Notwendigkeit der Dickdarmspiegelung: Die Dickdarmspiegelung hat eine besondere Bedeutung in der Vorsorge der Dickdarmkrebserkrankung erlangt. Die Dickdarmspiegelung sollte als Vorsorgeuntersuchung insbesondere dann durchgeführt werden, wenn Verwandte ersten Grades (Eltern, Geschwister) an Darmkrebs erkrankt sind. Weitere Gründe für eine Empfehlung zur Darmspiegelung: Gegenanzeigen: Wann darf die Untersuchung nicht durchgeführt werden? Eine Darmspiegelung darf auf keinen Fall durchgeführt werden: Sie darf nur in dringenden Fällen vorgenommen werden: Für eine Dickdarmspiegelung ist es entscheidend, dass der Darm zuvor optimal gereinigt wird. Nur wenn alle Stuhlreste ausgespült sind, hat der Untersucher die Möglichkeit, Veränderungen der Schleimhaut zu erkennen. Folgende Maßnahmen haben sich als günstig erwiesen: In den letzten drei Tagen vor dem Untersuchungstermin möglichst keine kernhaltigen, ballaststoffreichen Nahrungsmittel mehr essen (z.B. Kiwi, Tomaten, Weintrauben, Müsli, Vollkornbrot,...). Am Tag vor der Untersuchung sollte die Nahrung aus einer leichten Kost bestehen, dazu sollte möglichst viel klare Flüssigkeit getrunken werden. Die Untersuchung dauert etwa 15 - 30 Minuten. Der Patient liegt in der Regel auf der Seite, im Verlauf der Untersuchung dann auch mal auf dem Rücken. Während der Arzt die Untersuchung durchführt, wird sein Helfer sich um den Patienten kümmern und dem Arzt bei der Untersuchung assistieren. Das Endoskop wird vorsichtig in den After eingeführt, dann unter Sicht in den Darm vorgeschoben. Dabei kann die Gerätespitze über die am Handgriff befindlichen Räder
gelenkt werden. Durch das Einblasen von Luft über das Koloskop entfaltet sich der Dickdarm und ist so besser einsehbar. Die Untersuchung ist vollständig, wenn die Gerätespitze den Blinddarm und die Mündungsstelle des Dünndarms erreicht hat. Polypektomie, Entfernung von Polypen Wenn bei der Untersuchung ein Polyp entdeckt wird, kann er in der gleichen Sitzung
mit einer elektrischen Schlinge abgetragen werden.
Komplikationen: Welche Zwischenfälle können bei der Untersuchung auftreten? Nach der Untersuchung kann in der Regel sofort wieder normale Kost gegessen werden. Wenn die Schmerzen nicht nachlassen, muss der Arzt informiert werden. Alternativen: Welche anderen Untersuchungsmöglichkeiten gibt es? Der Dickdarm kann auch mit einem Kolonkontrasteinlauf untersucht werden. Dabei handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung, bei der der gesamte Dickdarm mit Hilfe von Röntgenkontrastmittel sichtbar gemacht wird. Bei dieser Untersuchungsmethode kann der Arzt jedoch weder Gewebeproben (Biopsien) entnehmen, noch kleinere operative Eingriffe durchführen. Daher wird der Kontrasteinlauf nur noch in Sonderfällen durchgeführt, wenn z.B. wegen einer Darmverengung, einer Stenose, das Koloskop nicht in den Dickdarm vorgeschoben werden kann. Bei der Darstellung des Dickdarms mit Hilfe der Computertomografie (CT) kommen ebenfalls Röntgenkontrastmittel zum Einsatz.
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2. Sie sind gesund, aber haben ein erhöhtes Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken: Das Risiko für gesunde Menschen, an Dickdarmkrebs zu erkranken ist erhöht, wenn entweder Verwandte erkrankt sind oder wenn bei einer früheren Dickdarmspiegelung schon einmal ein Dickdarmpolyp (Adenom) festgestellt wurde. Auf die erblichen (hereditären) kolorektalen Karzinome, die selten sind und nur etwa fünf Prozent aller kolorektalen Karzinome ausmachen, gehen wir hier nicht näher ein. 2-A. Dickdarmkrebs bei Verwandten Auch wenn bei Verwandten 1. Grades ein oder mehrere Dickdarmpolypen (Adenome) festgestellt wurden, ist Ihr Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, erhöht. Was können Sie tun? In diesen Fällen empfehlen wir eine komplette Dickdarmspiegelung und zwar erstmals in einem Lebensalter, das zehn Jahre vor dem Alter liegt, an dem das betroffene Familienmitglied erkrankte. Falls das betroffene Familienmitglied schon vor seinem 60. Lebensjahr erkrankte, sollten die Verwandten 1. Grades spätestens ab dem 40. Lebensjahr untersucht werden. Die Dickdarmspiegelung sollte alle zehn Jahre wiederholt werden. Dasselbe gilt auch für Verwandte von Patienten mit Dickdarmpolypen (Adenome). 2-B. In der Vergangenheit wurden bereits Polypen entdeckt/entfernt. Wenn bei Ihnen ein Dickdarmpolyp (kolorektales Adenom) im Rahmen einer Dickdarmspiegelung entdeckt wurde, ist er wahrscheinlich mit einer kleinen Schlinge komplett entfernt worden. Dennoch ist Ihr Risiko, erneut an Dickdarmpolypen aber auch an Dickdarmkrebs zu erkranken, erhöht. Das gilt insbesondere, wenn gleich mehrere Polypen vorlagen, wenn der Polyp besonders groß war (größer als 1 cm) oder wenn die Polypabtragung nicht vollständig erfolgreich war. Was können Sie tun? Lesen Sie sich die allgemeinen Ernährungs- und Verhaltensempfehlungen unter Punkt 1-A durch und sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über den nächsten Wiederholungstermin für eine Dickdarmspiegelung, die nach spätestens zehn Jahren erfolgt sein sollte.
3. Sie leiden an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung (Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa): 3-A. Wie groß ist das Risiko, bei diesen Krankheiten an Dickdarmkrebs zu erkranken? Wenn Sie an der Colitis ulcerosa leiden, ist Ihr Risiko, abhängig von der Dauer der Erkrankung, dem Alter, in dem die Erkrankung auftrat und der Größe des befallenen Darmbezirkes, an einem Dickdarmkarzinom zu erkranken, deutlich erhöht. Wenn Sie an Morbus Crohn leiden, können wir Ihnen derzeit keine genauen Angaben zu Ihrem Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken, machen. Es gibt zwar viele unterschiedliche Untersuchungen und Studien zu dieser Frage, die Ergebnisse sind jedoch uneinheitlich. 3-B. Welche Untersuchungen werden bei diesen Erkrankungen empfohlen? Wenn eine Pancolitis ulcerosa (Befall des gesamten Kolons) vorliegt und länger als acht Jahre besteht, oder wenn eine linksseitige Colitis vorliegt und länger als 15 Jahre besteht, sollte in den ersten beiden Jahren in jährlichem Abstand, danach alle zwei Jahre eine komplette Dickdarmspiegelung mit feingeweblichen Untersuchungen (Stufenbiopsien) stattfinden. Bei Morbus Crohn können keine Empfehlungen zu regelmäßigen Dickdarmspiegelungen gemacht werden.
Deutsche Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten: Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: Krebshilfe.net:
Krebs-Kompass: Netdoktor.de: Autoren, Quellen, Hintergründe, Gültigkeitsdauer,
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